Der Friedhof lebt

Der Friedhof lebt, Fotos: Tonja Cappiello
Fotos: Tonja Cappiello

Der Friedhof lebt

Start des Projekts Interreligiöse Archegärten in Münster und Erftstadt

23. August 2023 – Das Institut für Theologische Zoologie (ITZ) e. V. startet ein Projekt zur Förderung der Biodiversität mit einem neuen Fokus. Friedhöfe als Archegärten für den interreligiösen Naturschutz sind nicht nur letzte Ruhestätten, sondern auch Begegnungs- und Erholungsort in stadtnaher Natur. Auch diese Flächen sind für die Artenvielfalt und für die interreligiöse Verständigung maßgebliche Lebensbereiche. In den drei großen Religionen symbolisiert die Arche das Überleben in Artenvielfalt – so sollen im Projekt christliche, muslimische und jüdische Friedhöfe zu „Archegärten“ neu profiliert werden. Ziel ist, die Friedhöfe zu Lernorten ökologischer und religiöser Vielfalt in Städten zu befähigen. Dazu werden interdisziplinäre Bildungs- und Praxisformate entwickelt – zunächst an den Pilotstandorten Münster und Erftstadt.

Um den Krisen dieser Zeit entgegenzugehen, ist die Förderung dieses Projektes ein hoffnungsvoller Schritt in die richtige Richtung, erklärt Dr. Deborah Williger, Ideengeberin und Projektleiterin: „Der interreligiöse Dialog geht weiter, heute gilt es, alle Kräfte für den Erhalt der Artenvielfalt zu einen.“ „Wir freuen uns sehr, dieses Projekt unterstützen zu können, denn Friedhöfe haben eine wichtige stadtökologische Bedeutung – nicht nur für die Artenvielfalt, sondern auch als ausgleichendes Element für das Stadtklima. Darüber hinaus verbindet dieser Ansatz innovativ Religionsgemeinschaften, in dem die Gemeinsamkeiten aufgezeigt und praktiziert werden“, sagt Christiane Overkamp Geschäftsführerin der Stiftung Umwelt und Entwicklung, die das Projekt mit 80.000 Euro fördert. Das ITZ-Projekt „Der Friedhof lebt – Interreligiöse Archegärten in Deutschland“ wird außerdem gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

Hintergrund

Friedhöfe bieten im ganzen Land nicht nur ein stadtökologisches, sondern zugleich auch ein großes kulturelles Potential, das weitgehend brach liegt. Zudem führen die aktuellen Diskussionen um Klimawandel und Biodiversitätsverlust großen Bevölkerungskreisen die Krisen der Menschheit deutlich vor Augen, ohne jedoch Ansätze zu einem Umgang miteinander und zur Besinnung bereitzuhalten. Es ist notwendig, dass Menschen sich für den Natur- und Artenschutz einsetzen und Natur nicht lediglich als Ressource zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse betrachten. Auf Friedhöfen begegnen Menschen ihrer eigenen Endlichkeit. Das leitet sie an, sich selbst als Teil natürlicher Kreisläufe aus Werden und Vergehen zu begreifen. Vor diesem Hintergrund schwinden auch gesellschaftliche Unterschiede. Mit dem Projekt „Der Friedhof lebt“ will das ITZ durch interreligiöse Bildung und durch gemeinsamen Einsatz für den Artenschutz den innergesellschaftlichen Frieden stärken und einen Beitrag zum Erhalt der Schöpfungsvielfalt leisten.

In Archegärten können die Anwohner:innen die Vielfalt vor ihrer Haustür besser kennenlernen. In Archegärten sollen Menschen sich selbst als Mitgeschöpfe erfahren und regionale Pflanzen- und Tierarten lernen. Das gemeinsame Engagement soll Menschen verschiedener gesellschaftlicher und religiöser Herkünfte näher zusammenbringen. Die Wissensvermittlung über die Begräbniskulturen der Religionen kann Brücken bauen.

Am Beispiel verschiedener konfessioneller Friedhöfe soll die Bedeutung sowohl biologischer als auch religiöser Diversität für die individuelle Persönlichkeitsbildung vermittelt, praktisch gemehrt, nachhaltig gepflegt und so der gesellschaftliche Zusammenhalt und der Naturschutz gestärkt und eigenverantwortliches Handeln für die Mitwelt geschult werden.

 

Weitere Informationen

=> Institut für Theologische Zoologie

=> Förderprojekt U-1099 Der Friedhof lebt – Interreligiöse Archegärten in Deutschland

 

 

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