Ein Haus voller Erlebnisräume

Landschaftsinformationszentrum Wasser und Wald Möhnesee e.V.

Ein Haus voller Erlebnisräume

Das Landschaftsinformationszentrum Wasser und Wald Möhnesee e.V. war eines der ersten der aktuell 25 BNE-Regionalzentren in Nordrhein-Westfalen und ist auch heute noch in vielen Dingen Vorreiter.

Wer das Landschaftsinformationszentrum (Liz) Wasser und Wald Möhnesee besucht, merkt schnell, dass dies hier keine gewöhnliche Umweltbildungsstätte ist. In den Räumen der alten Günner Mühle einige hundert Meter unterhalb der Staumauer können Kinder und Erwachsene viel ausprobieren, entdecken, anfassen und erleben. Zum Beispiel bei der Erlebnisausstellung Wasser im zweiten Stock: Besucher:innen lernen hier nicht nur die Rolle des Möhnesees für die Stromerzeugung oder als Lebensraum für Wasservögel kennen – es geht auch um Wasser als Grundlage des Lebens, wie überlebenswichtig der Zugang zu sauberem Wasser für Menschen ist, und natürlich um die Ermittlung des eigenen Wasserkonsums. „Wir wollen Menschen nicht einfach nur Artenkenntnisse vermitteln oder mit ihnen klassische Vogelstimmenwanderungen durchführen, wir wollen ein Thema mehrdimensional aufbereiten, das unterscheidet Bildung für nachhaltige Entwicklung im Vergleich zu anderen Ansätzen“, erklärt Kerstin Heim-Zülsdorf, Leiterin des Liz. „Bei den meisten Angeboten steht der Aspekt der Ökologie zwar im Vordergrund, allerdings wird dieser möglichst spielerisch mit ökonomischen, kulturellen, sozialen oder globalen Inhalten verknüpft“, so die Diplom-Biologin. Die Wechselwirkungen und Zusammenhänge werden aufgezeigt und die Teilnehmenden zu kritischem Hinterfragen angeregt.

Kritisches Hinterfragen

Doch wie regt man Menschen an, Dinge kritisch zu hinterfragen und ihren Meinungsbildungsprozess mehrdimensional zu beleuchten? Kerstin Heim-Zülsdorf lächelt, sie hört diese Frage nicht zum ersten Mal. Eine gute Möglichkeit ist beispielsweise das Rollenspiel: „Teilnehmende schlüpfen in unterschiedliche Rollen und betrachten aus deren Sichtweise Konflikte“, erklärt die BNE-Expertin. Auf diese Weise können Menschen andere Positionen einnehmen und Handlungsmöglichkeiten entwickeln. Dabei geht es in erster Linie nicht um kognitive Wissensvermittlung, sondern um spielerisches, forschendes Lernen und Handeln mit Kopf, Herz und Hand.

Mittlerweile sind die Mitarbeitenden des Liz sehr geübt darin, unterschiedliche Gruppen in ihren Lebenswelten anzusprechen. Bei Grundschülern steht das Thema „Natur erleben und entdecken“ an, Oberstufenkurse lassen sich mit Gewässergütebestimmungen oder konsumkritischen Stadtführungen begeistern und Familien erhalten ein buntes und vielfältiges Programm. Doch was auf den ersten Blick so spielerisch, leicht und selbstverständlich wirkt, erfordert viel Arbeit, Lernbereitschaft und vor allem Erfahrung. Angefangen hat alles Mitte der 90er Jahre und wäre es nach dem Willen der Gemeindeväter von Möhnesee gegangen, hätte das Liz nie das Licht der Welt erblickt.

Naturparkentdecker, Rechte: Liz
Besonders beliebt sind Geburtstagsfeiern für Kinder, die Ferienprogramme oder die Kurse für Grundschulen.
BNE-Modelleinrichtung

In dem historischen Mühlengebäude sollte ein Talsperrenmuseum eingerichtet werden, um so den Tourismus anzukurbeln. Schließlich ist der See ein touristisches Highlight in der Region. Doch dann setzte sich die Idee durch, einen Anlaufpunkt zur Erkundung und Erfahrung der Natur zu schaffen. Im Juni 1994 öffnete das Liz seine Türen – die erste Angestellte: Kerstin Heim-Zülsdorf. „Vieles war noch provisorisch und befand sich im Aufbau“, erklärt sie. Aber von Anfang an gab es die Idee, ein umweltpädagogisches Angebot für Menschen von zwei bis 99 Jahren zu etablieren. 2014 beteiligte sich das Liz mit acht weiteren Einrichtungen an dem Modellvorhaben der BNE-Zertifizierung – mit Erfolg. Heute gibt es in Nordrhein-Westfalen (NRW) 25 BNE-Regionalzentren und 31 außerschulische Bildungseinrichtungen mit BNE-Zertifikat. Das Liz gehört mit sechs fest angestellten Mitarbeitenden und über 600 Veranstaltungen im Jahr zu den größeren BNE-Regionalzentren in NRW und ist aus der Gemeinde Möhnesee auch als touristisches Highlight gar nicht mehr wegzudenken.

Das Zentrum bietet mittlerweile auf drei Etagen eine interaktive, handlungsorientierte Erlebnisausstellung über den Naturpark Arnsberger Wald, den Höhenzug Haarstrang und die Möhnetalsperre. In den Erlebnisräumen Wasser und Wald werden Themen wie Natur- und Gewässerschutz, virtuelles Wasser, Wasser und Klimawandel, Artenvielfalt, Biodiversität, Waldbewirtschaftung und Klimaschutz anschaulich vermittelt und erlebbar gemacht. Der Erlebnisraum Wald ist mit Informationstafeln in Braille- und Profilschrift für blinde und sehbehinderte Menschen ausgestattet. Ein Blindenleitsystem ist ebenfalls vorhanden. Audioguides und Audiopulte ermöglichen zusätzliches Hörerlebnis in der gesamten Ausstellung. Und viele Informationen werden auf Englisch, Französisch und Niederländisch angeboten. Außerdem unterstützt das Zentrum das Landesprogramm „Schule der Zukunft“, steht als Ansprechpartner für Schulen und außerschulische Partner im Kreis Soest zur Verfügung, führt Lehrerfortbildungen durch und ist Familienbildungsstätte. Besonders beliebt sind Geburtstagsfeiern für Kinder, die Ferienprogramme oder die Kurse für Grundschulen. Dank des Umweltmobils – ein speziell umgebauter Transporter – ist das Liz mit seinen BNE-Umweltbildungsangeboten im Kreis Soest, der Leader-Region, im gesamten Naturpark Arnsberger Wald sowie im Hochsauerlandkreis mobil unterwegs.

Corona und die Folgen

So liest sich das normale Programm, aber wie ist es mit Corona? Jetzt wird der Blick von Kerstin Heim-Zülsdorf ernst: „Die Covid-19-Pandemie ist auch für uns eine große wirtschaftliche Herausforderung. Wir haben zwar mit einer App, einer Videoreihe, Online-Vorträgen und Mitmach-Aktionen einige digitale Angebote gestartet, aber die können das normale Geschäft bei weitem nicht auffangen. Wir hoffen, dass wir bald wieder mit unseren Angeboten starten können. Denn das Interesse in der Bevölkerung an unseren Themen wächst – gerade in Zeiten von Corona.“

 

BNE-Zertifizierung

Wie das Liz, können sich BNE-Regionalzentren, Organisationen oder Einrichtungen BNE-zertifizieren lassen. Für eine erfolgreiche BNE-Zertifizierung müssen folgende Kriterien erfüllt sein:
1. Es liegt ein Leitbild mit klarem Schwerpunkt im Bereich BNE vor.
2. Die Qualifikation des Bildungspersonals ist nachgewiesen und wird gesichert.
3. Bildungsangebot und pädagogisches Konzept orientieren sich an den Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung.
4. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist in die Öffentlichkeitsarbeit aufgenommen.
5. Die Struktur der Organisation stützt die Qualitätssicherung der Bildungsangebote.
6. Die Infrastruktur zur Realisierung der Angebote ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet.
7. Die Finanzierung der Bildungsarbeit ist langfristig abgesichert.
8. Die Kontinuität und Entwicklung der pädagogischen Arbeit ist sichergestellt.

Kontakt

Landschaftsinformationszentrum Wasser und Wald Möhnesee e.V.

www.liz.de

 

Weitere Informationen

=> Förderprojekt U-3876 In und von der Natur lernen – Bionik, Waldökologie und Gesundheit

=> Förderprojekt U-3900 Wasservögel am Möhnesee und Klimawandel – Ausstellungsmodul und BNE-Bildungsarbeit

=> Förderprojekt U-3925 Mobile BNE-Umweltbildung – Entwicklung eines Zukunftkonzepts

 

Schöne Bescherung

 

Resultate-Ausgabe zu BNE