Ernährung und Nachhaltigkeit in Kitas

Ernährung und Nachhaltigkeit in Kitas

Die Politik müsse sich stärker für gesunde und nachhaltige Lebensmittel einsetzen – dies fordert der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz in seinem im August 2020 erschienenen Gutachten zur Ernährungspolitik. Das Gremium, das aus knapp 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern besteht und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft berät, hat dazu einen Acht-Punkte-Plan entwickelt: Auf Platz eins ihrer Dringlichkeitsliste steht das Thema nachhaltige Kita- und Schulverpflegung.

Wie sich Vorschulkinder praxisnah im Kita-Alltag für die Themen Ernährung und Nachhaltigkeit begeistern lassen, zeigt das Projekt ERNA® Kita Kids: Praxisorientierte Handlungsfelder „Ernährung und Nachhaltigkeit“ für Kinder im Vorschulalter des Kölner Vereins Netzwerk e. V. – Soziale Dienste und Ökologische Bildung (Fördersumme: 123.904 Euro). Die Mitarbeitenden des Vereins und des Kooperationspartners LUK-Theater haben für Pädagoginnen und Pädagogen eine Handreichung mit fachlichen Hintergrundinformationen zum Thema entwickelt. Weitere Angebote sind ein Ernährungsparcours für Vorschulkinder sowie ein Puppenspiel und ein Kindertheaterstück.

Sabine Schulz-Brauckhoff
Sabine Schulz-Brauckhoff versorgt Kinder mit mehr Wissen über gesunde Ernährung.

„Erleben, anpacken, was machen können, das ist enorm wichtig für die Entwicklung der Kinder“

Interview mit Sabine Schulz-Brauckhoff, Netzwerk e. V.

Wie kam es zu der Idee, bereits bei Vorschulkindern mit den Themen Ernährung und Nachhaltigkeit zu starten?
Das Wissen über die Erzeugung von Nahrungsmitteln ist bei Kindern und Jugendlichen stark zurückgegangen. Woher kommen Eier, wie wird Brot hergestellt oder welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Fleisch in einem Burger und Kühen auf der Weide? Auch die Erkenntnis, dass ihr Konsumverhalten womöglich einen negativen Einfluss auf das ökologische Gleichgewicht hat und möglicherweise zu sozialer Ungerechtigkeit führt, ist für viele Kinder und Jugendliche nicht naheliegend. Deshalb tragen wir die Idee, Vorschulkinder für nachhaltige Ernährung zu sensibilisieren, schon seit langem in unseren Herzen. Als ein Träger von Kindertagesstätten und Ganztagsschulen wissen wir um die Bedeutung von Ernährung und Nachhaltigkeit. In der Vergangenheit haben wir beispielsweise in diesem Bereich mit dem Freilichtmuseum Lindlar Bildungsangebote für Schulen entwickelt, Bildungsmaterialien erstellt und Lehrkräfte sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren fortgebildet. Ein Ergebnis war, dass es gut wäre, bereits in den Kitas mit dem Thema zu beginnen.

Wie machen Sie das?
Für die am Projekt teilnehmenden Kitas bieten wir Inhouse-Schulungen an, das heißt, wir kommen direkt in die Einrichtungen. Das Thema Nachhaltigkeit ist für viele nicht neu, aber die Erzieherinnen und Erzieher sind für frische Anregungen und den Austausch doch sehr dankbar. Zudem erläutern wir Wissenswertes und Hintergründe, wie beispielsweise die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs).

Und was bieten Sie den Kindern an?
Bei Kindergartenkindern setzen wir das Thema natürlich sehr spielerisch, handlungs- und erlebnisorientiert um. Für jüngere Kinder bieten wir ein Puppenspiel an, für ältere ein Kindertheater. Außerdem haben wir einen Ernährungsparcours entwickelt. Er besteht aus sechs Stationen und behandelt unterschiedliche Themenfelder wie die Kraft der Sonne, für Pflanzen und Tiere, das Kennenlernen der Erntezeiten oder wo wächst eigentlich unser Obst und Gemüse? Ein anderes Thema ist der Transportweg von Bananen, von Erdnüssen und anderen Lebensmitteln, die bei uns im Supermarkt zu finden sind. An einer weiteren Station ist das detaillierte Betrachten sehr wichtig – zum Beispiel das Erkennen unterschiedlicher Arten von Getreidekörnern per Becherlupe. Denn lernen, etwas zu beobachten und zu beschreiben, ist elementar.

Was sind die Faktoren, die Ihr Projekt erfolgreich machen?
Die praxis- und erlebnisorientierte Lernerfahrung im Rahmen des Ernährungsparcours oder während des Puppenspiels und des Kindertheaters. Die Erfahrung, aktiv Wissenswertes aufzugreifen und aktiv gestalten zu können: Erleben, anpacken, was machen können, das ist enorm wichtig für die Entwicklung der Kinder. Und natürlich die Mischung zwischen Theorie und Praxis. Und dabei ist es dann egal, welchen sozialen Hintergrund die Kinder haben.

 

Weitere Informationen

=> https://erna.nrw

=> Förderprojekt Z-5471 ERNA für Kita-Kids: Praxisorientierte Handlungsfelder „Ernährung und Nachhaltigkeit“ für Kinder im Vorschulalter

 

Spielerisch erfahren Kindergartenkinder, wo unser Essen herkommt.