Werkzeuge zur Gestaltung von Interventionen

Resultate 1/2022 / Werkzeuge zur Gestaltung von Interventionen

Werkzeuge zur Gestaltung von Interventionen

Maßnahmen für nachhaltiges Verhalten können erfolgreich sein, wenn sie bei der Planung von Projekten und Interventionen berücksichtigt werden. Je nach Zielgruppe helfen die Werkzeuge, den Intention-Behaviour-Gap zu verkleinern. Sie bündeln Ansätze, bauen auf Erkenntnissen aus der Psychologie und der Verhaltenswissenschaft auf und zeigen, wir Menschen dabei unterstützen können, ihren eigenen Wunsch sich z. B. klimaschonender zu verhalten in Handeln zu übersetzen.

Nudges gestalten das Umfeld des Individuums so, dass gewünschte Verhaltensweisen vereinfacht werden, ohne Optionen einzuschränken. Da Nudges ein Eingriff in die Entscheidungsarchitektur sind, müssen sie transparent sein. Sie dürfen nicht irreführen und es sollte so einfach wie möglich sein, sich gegen einen Nudge zu entscheiden. Das Verhalten, welches durch einen Nudge ermutigt wird, sollte dem Wohlergehen der Gesellschaft dienen. Der wissenschaftliche Diskurs über Nudges ist breit und es gibt viele Anwendungsbeispiele:

  • Aufwand für gewünschtes Verhalten verringern, Bequemlichkeit erhöhen, wie beispielsweise gesunde Lebensmittel in der Kantine sichtbar machen und prominent platzieren
  • Aufwand für unerwünschtes Verhalten erhöhen (z. B. 30 Sekunden Zeitschaltuhr für die Dusche)
  • Warnungen, Grafiken, Erinnerungen etc. (Bilder und Warnhinweise auf Zigarettenpackungen)
  • Standard-Voreinstellungen, sogenannte Defaults, wie beispielsweise die Bereitschaft zur Organspende als Standard
  • Aufforderungen, Anregungen verankern, die Absicht, im Gedächtnis zu bleiben, wie zum Beispiel E-Mail vom Arzt mit möglichem Datum und möglicher Uhrzeit für Vorsorgeuntersuchungen, sogenannte Implementation Prompts

Defaults: Voreinstellungen können helfen, uns nachhaltiger zu verhalten. In einem aktuellen Pilotprojekt wird geprüft, ob es möglich ist, Verbraucher:innen Ökostrom als Standardauswahl für die Stromversorgung anzubieten. Sofern sie sich nicht bewusst dagegen entscheiden, bekommen sie diesen geliefert.
> https://www.klimaschutz.nrw.de/instrumente/massnahmenuebersicht/pilotprojekt-standard-vorgabeoption-oekostrom-in-stromliefervertraegen

Implementation Prompts sind Aufforderungen, Anregungen oder Erinnerungen, die einen das gewünschte Verhalten zeitlich, örtlich, logistisch etc. planen lassen und damit die Umsetzung des gewünschten Verhaltens wahrscheinlicher machen. Der Zweck eines Prompts ist nicht, Einstellungen zu ändern oder die Motivation zu erhöhen, sondern daran zu erinnern, eine geplante Handlung auszuführen.

Soziale Normen: Menschen orientieren sich häufig an dem, was andere vorleben. Ernähren sich beispielsweise Menschen im eigenen Umfeld vegetarisch oder vegan, dann fällt einem die Umstellung leichter.
> https://animalequality.de/blog/sozialstudie-vegan-leben-ist-ansteckend/
> http://pure.iiasa.ac.at/id/eprint/16000/

Selbstverpflichtungen führen dazu, dass sich Menschen stärker an ihre Vorhaben halten, vor allem, wenn sie öffentlich gemacht werden (Commitments). Ein Beispiel hierfür sind sogenannte „Klima-Pledges“, in denen man sich beispielsweise dazu verpflichtet, auf das Fliegen zu verzichten.
> https://vihallerosspajorden.se/in-english/

Gamification ist die Anwendung von Game-Design-Elementen auf Tätigkeiten. Es findet sich häufig im digitalen Bereich (z. B. Apps zur Gesundheitsförderung, zu nachhaltigem Konsum), kann allerdings ebenso rein physisch erfolgen, wenn beispielsweise aus einer Müllsammel-Aktion ein Wettbewerb wird. „Stadtradeln“ als Wettbewerb zur nachhaltigen Mobilität ist ein bekanntes Beispiel. Weitere Ansätze für Gamification:

  • Punkte und Belohnungen für bestimmtes Verhalten
  • Level-/Rangsysteme zur mittel- bis langfristigen Motivation
  • Visualisierung eigener Leistung, aber auch der von Freund:innen oder Kolleg:innen
  • Zusätzliche Unterhaltungselemente, um nach Misserfolgen Motivation zu steigern

Positives Framing: Obwohl der gleiche Inhalt kommuniziert wird, kann die Art und Weise, wie Informationen und Botschaften formuliert werden, bei Empfänger:innen ein unterschiedliches Verhalten auslösen. In der Nachhaltigkeitskommunikation ist es sinnvoll, die Vorteile einer Verhaltensweise hervorzuheben, anstatt mit erhobenem Zeigefinger zu arbeiten oder Angst zu verbreiten.

 

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