Für nachhaltiges Handeln begeistern

Kornelia-Heger-Wegman, Foto: Station Natur und Umwelt
Kornelia-Heger-Wegman von der Station Natur und Umwelt in Wuppertal, Foto: Station Natur und Umwelt

Für nachhaltiges Handeln begeistern

Wie lassen sich Schülerinnen und Schüler für nachhaltiges Handeln begeistern? Und wie müssen die Konzepte aussehen, um das Thema in den Unterricht zu integrieren? Der Förderverein der Station Natur und Umwelt Wuppertal e. V. als Träger und ein Projektteam Zirkel des Lernens – Bildung für nachhaltige Entwicklung im Bergischen Städtedreieck haben das Thema gemeinsam mit Lehrerinnen und Lehrern an 18 Schulen in den Städten Solingen, Remscheid und Wuppertal umgesetzt. Dabei wurden Bildungseinheiten mit Unterstützung von außerschulischen Akteuren organisiert.

 

Den Mut haben, einfach mal machen zu lassen!

Interview mit Kornelia Heger-Wegmann, Repräsentantin des Projektträgers

Haben Sie ein Rezept gefunden, wie sich Jugendliche für nachhaltiges Handeln begeistern lassen?
Ein Einzelkonzept gibt es nicht, denn jede Klasse hat die Anstöße anders umgesetzt. Es lebt also die Vielfalt. Aber es gibt schon ein paar Grundregeln, die man beachten kann. Die wichtigste: Man muss den Mut haben, die Schülerinnen und Schüler einfach mal machen zu lassen. Das selbstständige Erarbeiten von Themen motiviert viele Menschen sehr stark und dann sind sie auch bereit, sich überdurchschnittlich zu engagieren. Allerdings muss man auch aushalten, dass nicht alles klappt. Unser Schwerpunkt lag bei den Jahrgangsstufen 7 bis 9. Das ist kein einfaches Alter, trotzdem ist es wichtig, in dieser Phase mit den Jugendlichen zu arbeiten, denn viele orientieren sich und suchen nach Werten. Letztendlich sind viele tolle Projekte entstanden, die man so nicht erwartet hätte.

Wie sind Sie vorgegangen?
Wir haben im Zeitraum von zwei Schuljahren in den Städten Solingen, Remscheid und Wuppertal insgesamt 18 Schulklassen motiviert, sich jeweils für ein Thema aus fünf großen Nachhaltigkeitsbereichen zu engagieren. Wie – das konnten sie frei wählen. Das ging los mit dem Gestalten von Lebensraum für Singvögel und Wildbienen über das Anlegen von Wildblumenwiesen, die Ermittlung des ökologischen Zustands eines Baches bis hin zu Möglichkeiten der Energieeinsparung, der Alltagsmobilität oder der Frage von Kinderarbeit bei der Kakaoproduktion und Alternativen. Dabei haben Jugendliche sogar ein Spiel entwickelt, das über den fairen Handel aufklärt. Nach jeweils einem Jahr haben wir eine Konferenz veranstaltet, bei der sich die Schülerinnen und Schüler die Ergebnisse ihrer Projekte gegenseitig vorstellten. Diese Konferenzen wurden auch von den Stadtverwaltungen mit großem Interesse verfolgt – so waren zum Beispiel einige Oberbürgermeister dort vertreten. Das war den jungen Menschen sehr wichtig.

Warum?
Weil die Jugendlichen so wichtige Wertschätzung erfuhren. Sie erlebten, dass ihr Handeln unmittelbare Auswirkungen auf ihr Umfeld hat und dass sie das positiv verändern können. Das war auch unser Ziel: Die Projekte sollten nicht nur für das Klassenzimmer entwickelt werden, sondern auch im Umfeld wirken. Deshalb haben wir für passende Akteure gesorgt wie die Biologische Station, Naturschutzverbände, Verkehrsbetriebe oder auch kommunale Ressorts. Die haben die Schülerinnen und Schüler unterstützt, weil sie auch ein Interesse an der Umsetzung der Projekte hatten.

Wie lässt sich BNE an Schulen umsetzen?
Um das zu erreichen, müsste im Optimalfall BNE als methodisches Konzept fest im Lehrplan, und zwar interdisziplinär verankert, werden. Unsere Ergebnisse zeigen, dass dies sehr wünschenswert wäre, da sonst der zusätzliche Zeitaufwand immer schädlich wirkt. Allerdings bedeutet das für die Lehrkräfte einen Mehraufwand für den Einstieg oder die Umstellung, um dann aber keine Projektarbeit on top schultern zu müssen, sondern im „normalen“ Unterrichtszeitraum agieren zu können. In unserem Projekt haben wir die beteiligten Pädagoginnen und Pädagogen im Rahmen von Fortbildungen zwar geschult, die Umstellung konnten wir ihnen aber nicht abnehmen. Ein weiteres Ergebnis unseres Vorhabens: Der Erfolg eines Projekts steht und fällt mit dem Engagement der Lehrkraft und wie gut das Thema in den Schulen oder bei der Schulleitung eingebunden ist. Wenn wir das Thema Nachhaltigkeit an Schulen stärken wollen, indem auf die notwendigen Kompetenzen eingegangen wird, muss BNE in den Lehrplan.

Dieses Interview war Teil des Jahresberichts 2019 der Stiftung: Mehr zum Jahresbericht 2019


Mehr zum Thema

=> Förderprojekt: Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Bergischen Städtedreieck

=> Zirkel des Lernens

=> Station Natur und Umwelt

=> Digitale BNE-Werkstatt

=> Webportal bne.nrw