Corona zeigt: Die globale Gesundheitsversorgung ist in der Krise

Die Auswirkungen der Pandemie in Peru

Corona zeigt: Die globale Gesundheitsversorgung ist in der Krise

Ein neues Projekt der BUKO Pharma-Kampagne untersucht die Folgen der Covid-19-Pandemie für die Gesundheitssysteme in Ghana, Südafrika und Peru

6. Juli 2021 – Mit Covid-19 ist das Ziel einer global gerechten Gesundheitsversorgung in weite Ferne gerückt. Das gilt nicht nur für die Versorgung von Corona-Patient:innen oder den Zugang zu Impfstoffen. Die Pandemie vergrößert auch die ohnehin schon bestehenden Versorgungslücken in vielen Ländern – etwa bei HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria oder bei nicht übertragbaren Krankheiten wie Krebs und Diabetes.

Die hervorgerufenen Störungen im Gesundheitswesen könnten Jahrzehnte des Fortschritts zunichtemachen, warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Laut einer im März 2021 veröffentlichten WHO-Untersuchung sind in 90 % von insgesamt 135 untersuchten Ländern grundlegende Versorgungsleistungen ausgefallen. Die COVID-19-Pandemie habe gezeigt, wie notwendig wissenschaftliche Forschung sei, um widerstandsfähige Gesundheitssysteme aufzubauen und die globalen Gesundheitsziele der Agenda 2030 zu erreichen, betont WHO-Direktor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Genau hier setzt das neue, von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen geförderte, Projekt der BUKO Pharma-Kampagne an: „Drei Länderstudien nehmen die Folgen der Pandemie in den Fokus. Die Untersuchungen in Ghana, Südafrika und Peru laufen jeweils in Zusammenarbeit mit entwicklungspolitischen Initiativen und Organisationen aus Nordrhein-Westfalen (NRW), die Gesundheitsprojekte vor Ort unterstützen und mit lokalen Partnerorganisationen zusammenarbeiten“, erklärt Christiane Overkamp, Geschäftsführerin der Stiftung. Im engen Austausch mit all diesen Akteuren werden Informationen zusammentragen und Länderberichte erstellt. Sie sollen grundlegende Versorgungslücken aufzeigen, strukturelle Ursachen benennen und  Lösungsansätze skizzieren.

„Die Folgen der Pandemie für die globale Gesundheitsversorgung sind bislang noch viel zu wenig untersucht. Doch schon jetzt zeichnen sich verheerende Entwicklungen ab“, so Claudia Jenkes, Projektreferentin der BUKO Pharma-Kampagne. Weit verbreitete Armutskrankheiten seien aus dem Blick geraten und Patient:innen weitaus schlechter versorgt als noch im Jahr 2019. Zu befürchten sei zum Beispiel ein starker Anstieg der Todesfälle bei Tuberkulose. Denn die Test- und Behandlungskapazitäten werden in vielen Ländern zur Behandlung von Covid-Patient:innen genutzt. Aber auch Ausgangssperren, Personalengpässe oder fehlende Schutzausrüstung verhindern, dass Patient:innen notwendige Behandlungen bekommen. Zudem sind dringend benötigte Medikamente knapp, denn geschlossene Fabriken und Flughäfen oder erhöhte Frachtpreise haben die Lieferketten unterbrochen. Impfprogramme für Kinder wurden gestoppt und Präventionsangebote ausgesetzt.

Besonders dramatisch ist die Lage in Peru, wo Covid-19 gemessen an der Einwohnerzahl im weltweiten Vergleich die meisten Menschenleben forderte. Fabiola Torres, peruanische Journalistin und Gründerin der Organisation Salud con Lupa (Gesundheit unter der Lupe), erklärt, warum das so ist: „70 % der Einrichtungen zur primären Gesundheitsversorgung sind marode und es fehlen mindestens 24.000 Arbeitskräfte. Während der Pandemie blieben die meisten dieser Einrichtungen für mindestens fünf Monate geschlossen.“ Um Mittel für Corona zur Verfügung zu stellen, habe der Staat die Budgets für andere Maßnahmen, wie etwa die Bekämpfung von Tuberkulose und HIV/AIDS massiv gekürzt. Die Coronakrise hat die Schwächen des peruanischen Gesundheitssystems brutal offengelegt, konstatiert auch die peruanische Gesundheitswissenschaftlerin Camila Gianella: „Wenn wir jetzt nichts tun, um endlich unser System grundlegend zu reformieren, dann haben wir verloren.”

Mit ihren Länderstudien will die BUKO Pharma-Kampagne in den kommenden Monaten nicht nur Basisarbeit leisten und die globale Gesundheitsversorgung in Corona-Zeiten auf den Prüfstand stellen. Die Untersuchungen sollen auch handfeste Impulse für entwicklungspolitische Akteure und Entscheidungsträger:innen in NRW liefern, betont Claudia Jenkes: „Was wir jetzt brauchen, sind nicht nur kurzfristige Corona-Hilfen und -Impfstoffe. Eine gute und gerechte Gesundheitsversorgung für alle Menschen gehört ganz oben auf die entwicklungspolitische Agenda!“

 

Weitere Informationen

=> Auswirkungen von SARS-CoV-2 auf die Gesundheitsversor­gung in Ghana, Südafrika und Peru

=> Förderprojekt E-7025 Länderstudien: Die Auswirkungen von SARS-CoV-2 auf die Gesundheitsversorgung in Ghana, Südafrika und Peru

 

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