Machtkritische Bildungsarbeit auf Instagram

Evelyn-Linde F3_kollektiv

Machtkritische Bildungsarbeit auf Instagram

Instagram gilt als der Social-Media-Kanal für schicke Fotos und Videos. Das F3_kollektiv möchte ihn im Projekt #digital_global für machtkritische Bildungsarbeit nutzen. Im Interview berichtet Evelyn Linde vom F3_kollektiv, wie die ersten Schritte gelingen.

Das F3_kollektiv macht seit kurzem Bildungsarbeit über Instagram. Was erwartet Nutzer:innen dort?
Evelyn Linde: Auf @digital_global_f3 zeigen wir globale Perspektiven auf Digitalisierung und sprechen über Machtverhältnisse. Der Bildungskanal soll jungen Menschen kritische Impulse geben, um nachhaltig, feministisch und global gerecht über digitale Technologien und digitale Medien zu reflektieren und zu diskutieren.

Wie macht ihr das?
In unseren machtkritischen Bildungsmaterialien zur Digitalisierung, die alle als OpenSource zur Verfügung stehen und lizenzenzfrei genutzt werden können, thematisieren wir in Übungen die Nutzung und Gestaltung von Social Media, beispielsweise um weltweite Initiativen für Geschlechtergerechtigkeit kennenzulernen. Im letzten Jahr verfolgten wir zunehmend, wie politische Bildner:innen und Institutionen Plattformen wie Instagram auch als Bildungskanal nutzen. Wir fanden es sehr inspirierend wie beispielsweise @saymyname_bpb, @erklaermirmal oder @working_germany mit diversen Perspektiven wichtige Fragen bearbeiten. Denn dort kommen diverse Perspektiven zu Wort, außerdem sind diese Angebote modern gestaltet, bieten witzige Inhalte – verpackt in Reels oder Posts – und erfüllen trotzdem einen Bildungsauftrag. Deshalb haben wir uns gedacht: Unsere Inhalte aus #digital_global auf Instagram zu tragen, bietet auch für uns die Chance neue und andere Zielgruppen zu erreichen.

Welche Vor- und Nachteile seht ihr bei Bildungsarbeit über Instagram?
Während der Konzeption diskutierten wir, was machtkritische Bildungsarbeit auf Instagram ausmacht. Uns ist bewusst, dass wir mit Instagram eine werbe- und profitorientierte Plattform nutzen. Wir sehen aber eine Chance darin, mit Sichtbarkeit auf der Plattform ein Nachdenken über genau diese herrschenden Logiken im digitalen Raum anzuregen. Außerdem wollen wir auf diese Weise zu einer stärkeren Präsenz machtkritischer Bildungsinhalte auf Instagram beitragen. Instagram ersetzt für uns keinesfalls Formate, in denen interaktives und partizipatives Lernen in Gruppen möglich ist. Wir sehen in dem neuen Format allerdings das Potential, die Reichweite unserer Projektinhalte zu erhöhen und Zielgruppen vielfältiger zu erreichen.

Was ist Eure Zielgruppe?
Wir möchten gerne junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren erreichen. Die Posts, Reels und Stories eignen sich aber auch für die Gestaltung eigener Bildungsarbeit mit jungen Menschen. Deswegen laden wir auch Lehrer:innen und außerschulische Bildner:in dazu ein, uns zu folgen und den Account an junge engagierte Menschen zwischen 16 und 25 Jahren heranzutragen.

Und wie gut klappen die ersten Schritte – kommt ihr auf Reichweite? 
Die Frage der Reichweite ist eine spannende Sache. Ein Beispiel: Eines unserer Reels hat der Instagram-Algorithmus gepusht und es hat viele Nutzer:innen erreicht die uns nicht folgen – diese Reichweite übersetzt sich allerdings nicht automatisch in Likes oder neue Follower:innen. Andere unserer Beiträge haben wiederum kaum Nutzer:innen erreicht, die uns noch nicht folgen. Aber Reichweite, Likes und Follower:innen sind quantitative Kriterien. Klar wollen wir auch Reichweite für unsere Inhalte, aber allein daran lässt sich nicht festmachen, ob und welche kritischen Zusammenhänge und Perspektiven aus unseren Posts bei den Nutzer:innen hängen bleiben. Für uns war es sehr hilfreich von einer der Macherinnen von @saymyname_bpb die Ermutigung zu bekommen, nicht dem Quantitativen zu verfallen und mit den Beiträgen einer möglichst großen Reichweite nachzujagen, sondern letztendlich uns und unseren Inhalten treu zu bleiben. Abgesehen davon haben wir nicht die zeitlichen oder finanziellen Ressourcen um ständig fancy Reels zu erstellen, die auch noch einem machkritischen Anspruch gerecht werden. Es ist also ein Prozess und wir beobachten, lernen und können in einigen Monaten sicherlich besser sagen, was gelingt aber auch wo wir als Projekt oder allgemein für Instagram als Ort für machtkritische Bildungsarbeit Grenzen sehen.

Wie geht ihr bei der Erstellung von Beiträgen vor?
Meine Kollegin Katrin Konrad und ich haben den Bildungskanal konzipiert und erstellen die Beiträge. In den ersten Beiträgen machen wir transparent, aus welchen gesellschaftlichen Positionierungen heraus wir Content erstellen. Da wir zu globalen Ungleichheits- und Machtverhältnissen posten, ist uns die Reflexion über Privilegien und das Transparent-Machen davon wer die Inhalte erstellt, wichtig.

Außerdem ist uns wichtig, einen solchen Account partizipativer zu bespielen und Jugendliche und junge Erwachsene möglichst in die Bildungsarbeit miteinzubinden. Deshalb auch hier der Aufruf: Junge Menschen, die ihre Perspektive und Meinung einbringen möchten, sind herzlich dazu eingeladen sich bei uns zu melden! Es gibt zwei Möglichkeiten mit uns Reels und Posts zu erstellen: Vor der Kamera als Content-Creator:innen (zum Beispiel Reels oder Zitate für Posts) oder „Behind the scenes“ als Berater:innen.

Wie geht man dabei am besten vor?
Folgt @digital_global_f3, speichert und teilt unsere Posts! Wer mit uns Reels und Posts erstellen möchte, nimmt am besten direkt auf Insta oder per Mail mit uns Kontakt auf.

 

Weitere Informationen

=> F3_KOLLEKTIV

=> Website #digital_global

=> Förderprojekt E-7028 #digital_global. Machtkritische Bildung zur Digitalisierung im Globalen Lernen, in der Grundbildung und auf Instagram

 

 

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