Mehr Männer als Frauen in der kommunalen Bürgerenergie

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Mehr Männer als Frauen in der kommunalen Bürgerenergie

 

Bonn, 3. März 2021 (WWEA) – Die ersten Ergebnisse einer Umfrage unter kommunalen Energieunternehmen in Deutschland und Japan zeigen, dass die Anteilseigner solcher Projekte überwiegend männlich sind. In den befragten Unternehmen in Nordrhein-Westfalen liegt der Frauenanteil unter den Anteilseignern bei 29 Prozent, die 27 Prozent der Anteile halten. Japanische kommunale Energieunternehmen haben auch einen Frauenanteil von weniger als 30 %. Angesichts der Bedeutung der Gemeinschaftsenergie für eine erfolgreiche, weitgehend sozial verankerte Energiewende deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass die Dynamik der Energiewende gestärkt werden kann, wenn mehr Frauen dazu gewonnen werden können, eine aktive Rolle in der kommunalen Energie zu übernehmen.

Eine zweijährige Studie, die gemeinsam vom Weltverband Windenergie und dem Verband für erneuerbare Energien Nordrhein-Westfalen LEE NRW in Zusammenarbeit mit dem Japan Community Power Association durchgeführt wird, soll das Geschlechterverhältnis in der kommunalen Energie aufklären.

Im ersten Jahr der Studie wurden insgesamt mehr als 50 kommunale Energieunternehmen in Deutschland und Japan befragt, um sich ein genaueres Bild der Aktionäre zu machen. Die ersten Ergebnisse werden heute im Rahmen des 5. Internationalen Community Wind Symposiums und des Community Power Forums der Öffentlichkeit vorgestellt.

Während der Gesamtanteil der Frauen in Deutschland weniger als ein Drittel beträgt, liegt er in der Hälfte der japanischen Unternehmen sogar unter 10 %. Sowohl in Deutschland als auch in Japan zeigt sich, dass größere kommunale Energieunternehmen tendenziell mehr Frauen haben. Für Deutschland kann auch festgestellt werden, dass der Anteil der Frauen in Einrichtungen mit Solarenergieprojekten im Durchschnitt höher ist als bei reinen Windprojekten.

Auch im Management sind Frauen unterrepräsentiert: Während die Vorstände der deutschen kommunalen Energieunternehmen zu 35 % aus Frauen bestehen, hat fast die Hälfte der japanischen kommunalen Energieunternehmen keine einzige Frau im Management.

Die Umfrage zeigte auch, dass nur ein kleiner Teil der kommunalen Energieunternehmen – ob in Deutschland oder Japan – bisher begonnen hat, die Beteiligung von Frauen aktiv zu erhöhen. Dies wird jedoch als wichtiger Anknüpfungspunkt angesehen.

In einer zweiten Umfrage wurden die Aktionäre nach ihrer Motivation gefragt, sich in Form von Gemeinschaftsenergie an der Energiewende zu beteiligen. Auch hier ergibt sich ein ähnliches Bild: Die Mehrheit der Befragten sind ältere Männer, die oft im Ruhestand sind und über ein höheres Bildungsniveau verfügen. Es stellt sich heraus, dass nicht nur Frauen, sondern auch Menschen mit Migrationshintergrund oder mit niedrigerem Einkommen bisher in der Kommunalen Energie unterrepräsentiert sind.

Die überwiegend altruistischen Motive der Befragten sind sehr positiv zu sehen: 90 % gaben an, sich in erster Linie im Bereich der Bürgerenergie zu engagieren, um einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende zu leisten. Finanzielle Motive spielen dagegen eine untergeordnete Rolle. Diese selbstlose Motivation wird als wichtiger Ausgangspunkt angesehen, um noch breitere Bevölkerungsschichten, insbesondere mehr Frauen, in die Energiewende einzubeziehen und damit die gemeinschaftliche Energiebewegung zu stärken.

Stefan Gsänger, Generalsekretär der WWEA: „Die Energie der Gemeinschaft war von Anfang an eine Säule der Energiewende, nicht nur in Deutschland, sondern in vielen anderen Ländern. Die jetzt vorliegenden Daten zeigen uns, wo und wie die gemeinschaftliche Energiebewegung beginnen kann, noch breitere Bevölkerungsschichten zu mobilisieren: Vor allem Frauen, die die Klimabewegung dominieren, sollten stärker einbezogen werden.“

Madeline Bode, Projektreferentin bei LEE NRW: „Die Gemeinschaftsenergie ist ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz der Energiewende. Damit die Projekte erfolgreich sind, müssen sie aber auch aus der Mitte der Gesellschaft kommen und alle Bürger einbeziehen und darstellen. Sowohl die kommunalen Energieeinrichtungen als auch die Politiker müssen dies anerkennen und stärker berücksichtigen. “

Krisztina André, Vorstandsmitglied der Deutschen Allianz für Gemeinschaftsenergie und Mitglied des Projektbeirats: „Der Klimawandel wird Frauen stärker treffen als Männer. Gerade aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Energiewende in den Händen der Bürger bleibt, damit Frauen einfach teilnehmen können. Leider wird das Recht auf Nutzung erneuerbarer Energien von den Regierungen oft noch nicht unterstützt, aber der Zugang wird erschwert. Eine Dezentralisierung der Energie ist jedoch möglich, wenn die Weichen richtig gestellt werden.“

Tetsunari iida, Exekutivdirektor der Japan Community Power Association, Vorsitzende des Institute for Sustainable Energy Policies: „Die geringe Beteiligung von Frauen an der Gemeinschaftsmacht in Japan, insbesondere in der Führungsebene, muss ein Spiegelbild des historischen und kulturellen Geschlechtsgefälles in der japanischen Gesellschaft insgesamt sein. Die von der „Machtelite“ mit der von Männern dominierten Kultur geförderte Machtverschiebung von fossiler und nuklearer Energie hin zu gemeinschaftsverteilter Energie und der Diversifizierung ihrer Akteure ist jedoch nicht nur politisch und kulturell untrennbar miteinander verbunden. Wir haben in Japan die Erfahrung gemacht, dass Gemeinschaftskräfte, die von verschiedenen Akteuren, einschließlich Frauen, gefördert werden, tendenziell erfolgreicher und nachhaltiger sind als die von all-männlichen.“

Die vollständige Studie mit den vollständigen Ergebnissen wird im Frühsommer 2021 veröffentlicht.

 

Männer und Frauen in der Bürgerenergie – Vielfalt oder Einfalt

Studie zu Bürgerwindprojekten