Weltklimarat: „Das Fenster schließt sich“

Hochwasser Altenahr
Überschwemmungen im Ahrtal im Juli 2021 (Foto: Martin Seifert)

Weltklimarat: „Das Fenster schließt sich“

Der Weltklimarat (IPCC) stellt zweiten Teil seines 6. Sachstandsberichts vor: Danach sind die Folgen der Erderwärmung bereits deutlich zu sehen. Der Zeitraum, das Ruder noch herumzureißen, ist laut Weltklimarat begrenzt.

1. März 2022 – Der Weltklimarat (IPCC) hat den zweiten Teil seines 6. Sachstandsberichts vorgestellt. Im Fokus des aktuellen Berichts stehen die Folgen des Klimawandels sowie die Klimaanpassung. Der IPCC warnt: Die Klimarisiken für Ökosysteme und Menschen nehmen weltweit rapide zu. Nur konsequenter Klimaschutz und frühzeitige Klimaanpassung können Risiken verringern. Für Deutschland benennt die Klimawirkungs- und Risikoanalyse des Bundes die größten Klimarisiken und dringendsten Anpassungsbedarfe.

Nach Ansicht des Meeresbiologen und IPCC-Mitglieds Hans-Otto Pörtner befindet sich die Welt im entscheidenden Jahrzehnt für den Umgang mit dem Klimawandel. „Es gibt nur einen begrenzten Zeitraum, in dem erfolgreiches Handeln auf den Weg gebracht werden kann“, sagte der Ko-Vorsitzende der zuständigen Arbeitsgruppe. Dazu sei ein massiver Rückgang des Treibhausgasausstoßes nötig, aber auch Anpassungen, um Gefahr für Leib und Leben so weit wie noch möglich abzuwenden.

Brände, Überschwemmungen und andere Extremwetterereignisse

Der aktuelle Bericht des Weltklimarats IPCC beschreibt sehr deutlich die Auswirkungen der Klimakrise. Bereits jetzt sind massive Folgen für Ökosysteme und Menschen in allen Regionen der Welt sichtbar und die weltweiten CO2-Emissionen steigen weiter. Die Auswirkungen der Klimakrise werden Menschen und Ökosysteme auch dann vermehrt belasten, wenn es uns gelingt, entschieden umzusteuern und die Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. In Deutschland haben die verheerenden Hochwasserkatastrophen im Juli 2021 rund 180 Menschenleben gekostet und immense Schäden an Gebäuden und Infrastruktur angerichtet, deren Behebung Jahre dauern wird. Starkregen und Hochwasser werden Deutschland in Zukunft vor allem bei einem starken Klimawandel voraussichtlich sehr viel häufiger treffen. Diese Extremwetterereignisse, genauso wie die heißen und trockenen Sommer der letzten Jahre waren nur die Vorboten. Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen werden zunehmen. Das belastet die Menschen, vor allem in den Städten, und ist eine ernsthafte Bedrohung der Gesundheit.

Laut Weltklimarat kommen zu den dramatischen, offensichtlichen Auswirkungen schleichende, aber nicht weniger gravierende Veränderungen. Besonders empfindlich reagieren Ökosysteme auf den Klimawandel, die bereits stark belastet sind, wie beispielsweise Böden und Wälder, Meere, Flüsse und Seen. Sie sind von Trockenheit, Starkregen und dem stetigen, schleichenden Anstieg der Temperaturen bedroht. Neue Schädlinge und Pflanzenkrankheiten treten auf, die Wasserqualität verschlechtert sich. Pflanzen und Tiere können sich nur sehr langsam an ein verändertes Umfeld anpassen. Das Artensterben wird durch eine schnellere Erderhitzung erheblich beschleunigt. Daher ist die biologische Vielfalt einer der größten Verlierer der Klimakrise.

Die aktuelle Umweltbewusstseinsstudie des Bundesumweltministeriums und des UBA zeigt, dass Klimaanpassung ein dringender Wunsch der Menschen ist: Über 90 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu: „Der Klimawandel findet bereits statt, deswegen sollten wir dringend Maßnahmen zur Anpassung an seine Folgen ergreifen“. UBA-Präsident Dirk Messner: „Das ist ein klarer Auftrag an die Politik: Bund, Länder und Kommunen müssen jetzt die Klimaanpassungspolitik verbessern und die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen beschleunigen. Die Klimawirkungs- und Risikoanalyse des Bundes zeigt: Wir können und müssen in Deutschland viel machen. Sie zeigt aber auch: Nur durch unverzügliches Handeln können viele hohe Klimarisiken wirksam vermindert werden.“

Anpassung und Minderung des Klimawandels

Der Bericht argumentiert, dass Anpassung und Minderung des Klimawandels die Welt deutlich billiger zu stehen kommen als die Folgen eines deutlichen Temperaturanstiegs. Der Bericht empfiehlt zudem, Naturräume wieder herzustellen und zu schützen. Nötig sind nach Überzeugung der Wissenschaft auch Umwälzungen des Lebenswandels: weniger Fleischverzehr etwa, weil für das Weiden riesige Agrarflächen gebraucht werden. Dafür werden oft Wälder gerodet, die klimaschädliches CO2 aufnehmen könnten, oder Flächen genommen, auf denen Nahrungsmittel angebaut werden könnten.

Temperatur bereits um 1,1 Grad gestiegen

Der Weltklimarat wurde 1988 als UN-Gremium gegründet. Er legt zurzeit den 6. Sachstandsbericht über die Klimaforschung vor. Dazu gehören drei Teile. Der erste über die naturwissenschaftlichen Grundlagen wurde im August 2021 veröffentlicht. Im zweiten Teil geht es um die Folgen und nötige Anpassungen. Der dritte Teil befasst sich mit den technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten, um den Klimawandel zu mindern. Er wird im April erwartet.

Laut Weltklimarat lag die globale Durchschnittstemperatur von 2010 bis 2019 wegen der von Menschen verursachten Treibhausgase rund 1,1 Grad höher als von 1850 bis 1900. Allein seit dem 5. Sachstandsbericht 2014 ist sie demnach um 0,2 Grad gestiegen. Laut Klimaabkommen streben die Länder der Welt an, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dieses Niveau dürfte laut Weltklimarat in den kommenden 20 Jahren erreicht oder überschritten werden. Deutlich höhere Erwärmung hätte nach Studien katastrophale Folgen.

 

Ausstellung Klima Wandelt

Die Stiftungs-Ausstellung Klima-Wandelt bietet – illustriert durch Fotos und Grafiken – aktuelle Informationen zum Klimawandel und zu seinen Folgen weltweit. Ein Schwerpunkt sind Fotos des isländischen Fotografen Ragnar Axelsson, der seit mehr als 25 Jahren in der Arktis unterwegs ist. Dort wirkt sich der globale Klimawandel besonders stark aus. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Folgen des Klimawandels in NRW. Das Ausstellungskonzept entwickelte Michael Funcke-Bartz (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit).

Nichtregierungsorganisationen, Schulen und andere Institutionen in NRW können die Ausstellung bei der Stiftung ausleihen. Der Verleih ist kostenlos, der Transport muss von den Ausleihern organisiert und finanziert werden.

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