Was wurde aus dem Projekt „Vom Schaf zum Schal“?

Die Arbeitsgemeinschaft Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BiNE) in Eschweiler engagiert sich für alte Tierrassen und für Streuobstbäume. (Foto: BiNE e. V.)

Was wurde aus dem BiNE-Projekt „Vom Schaf zum Schal“?

Unsere Landwirtschaft wandelt sich rapide. Effizienz und Schnelligkeit sind die Leitmotive. Überdüngte Felder, der Einsatz von Pestiziden und Massentierhaltung gelten als mitverantwortlich für den Rückgang der biologischen Vielfalt. Dieser Trend zeigt sich auch im Obstanbau: So wird die Zahl der bekannten und verfügbaren Obstsorten in Deutschland auf rund 3.000 geschätzt, davon alleine 1.800 Apfelsorten. Im Handel und im Niederstammobstbau wurde diese ursprüngliche Sortenvielfalt drastisch reduziert und ist auf etwa 20 zurückgegangen. Ähnlich sieht es bei der Tierhaltung aus: Aktuell gelten 55 der 77 heimischen Nutztierrassen der Arten Pferd, Rind, Schwein, Schaf und Ziege als gefährdet.

Immer weniger Menschen haben einen direkten Bezug zur Landwirtschaft, viele von uns kennen Obst, Gemüse oder auch Fleisch nur noch aus der Supermarkttheke. Daran möchte die Arbeitsgemeinschaft Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BiNE) in Eschweiler etwas ändern, mit zahlreichen Umweltbildungsangeboten für Kinder und Jugendliche, die in deren direktem Lebensumfeld stattfinden.

Der Verein BiNE betreut seit 2010 als Nutztierarche eine kleine Schafsherde Ostpreussischer Skudden und Krainer Steinschafe. Beide stehen auf der roten Liste der vom Aussterben gefährdeten Rassen und sind vielerorts dem Trend zur Hochleistungszucht einzelner Rassen auf Wollmenge oder Milchleistung zum Opfer gefallen. Mit dem Projekt „Vom Schaf zum Schal“, das von unserer Stiftung mit 2.460 Euro gefördert wurde, hat BiNE 2012 am Beispiel alter Schafsrassen und der Verarbeitung von Wolle die Gefährdung von Haus- und Nutztierrassen durch die sich verändernde landwirtschaftliche Produktion thematisiert.

Ursprünglich waren drei Veranstaltungen geplant, aber durch die große Nachfrage – auch bedingt durch eine positive Medienberichterstattung – wurde das Angebot deutlich ausgeweitet. „Die Aktionen finden nach wie vor statt, und vor allem die Schurtermine erfreuen sich großer Beliebtheit“, erzählt Petra Röllicke von BiNE. Dabei kommen weiterhin die Materialien zum Einsatz, die seinerzeit mit Hilfe unserer Stiftung angeschafft wurden, etwa ein Zelt oder Geräte zur Wollverarbeitung. „Anfassen und Ausprobieren steht im Vordergrund“, so Röllicke – beim Filzen, Wolle waschen oder beim Versuch, einen Faden zu spinnen.

Ein anderer Arbeitsschwerpunkt des Vereins sind Streuobstwiesen. Die gehören mit mehr als 5.000 Tier- und Pflanzenarten zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa, müssen aber zunehmend den vergleichsweise strukturarmen und intensiv bewirtschafteten Niederstammobstanlagen weichen. Seit einigen Jahren bewirtschaftet der Verein BiNE in Kooperation mit weiteren Partnern verschiedene Streuobstwiesen in der Region rund um Aachen. Mit dem aktuellen, von unserer Stiftung mit 64.418 Euro geförderten Projekt „Voll im Saft“ will BiNE zum besseren Verständnis für Zusammenhänge zwischen Ernährung, Klima und ökologischem Fußabdruck beitragen und gleichzeitig die regionale Nahversorgung im ländlichen Raum stärken. Die Bildungsveranstaltungen und Workshops zu alten und heimischen Obstsorten werden ergänzt durch eine große mobile Obstpresse, die bei Presstagen und bei Stadtfesten und anderen Veranstaltungen zum Einsatz kommt.

Für die Pflege und Pflanzung regionaler Obstsorten und die Haltung vom Aussterben bedrohter Haustierrassen wurde BiNE im Mai 2018 als offizielles Projekt zur UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Durch die Beweidung der Streuobstwiesen durch Schafe werde sichtbar, wie ohne den Einsatz von Maschinen und Kunstdünger ein fruchtbarer Kreislauf zum Nutzen aller entsteht, heißt es in der Begründung der Jury.

Weitere Informationen unter www.bine-aktiv.de sowie in unserer Projektdatenbank unter U-3480, U-3642 und U-3744