Corona und die Folgen für Projektarbeit

Hans-Martin Kochanek - Foto: WUPSI Leverkusen
Hans-Martin Kochanek - Foto: WUPSI Leverkusen

Corona und die Folgen für die Projektarbeit:

„Die Menschen interessieren sich wieder mehr für die Natur“

Interview mit Dr. Hans-Martin Kochanek, Leiter des NaturGuts Ophoven, über Bildung für nachhaltige Entwicklung während der Pandemie, Erfolge mit digitalen Formaten und fehlende Einnahmen

Stiftung: Wie haben Sie als Leiter des NaturGuts Ophoven die Pandemie erlebt?
Kochanek: Wie viele andere waren wir erst mal paralysiert, denn so etwas hatten wir bisher noch nie erlebt. Wir mussten ja von einem Tag auf den anderen schließen. Unser Team war aber dann wieder sehr kreativ und entwickelte Wege, wie wir unsere Zielgruppen trotzdem erreichen können, obwohl wir keine Schulklassen oder andere Besucherinnen und Besucher mehr betreuen durften.

Was haben Sie gemacht?
Wir haben unsere Social-Media-Aktivitäten verstärkt: Facebook, Instagram, YouTube und unsere Website. Wir haben Familien Vorschläge gemacht, wie sie während der Corona-Zeit die Natur erleben können. Die Tipps wurden unheimlich gut angenommen, denn das war genau das, was Familien in diesem Moment brauchten. Auf diese Weise konnten wir das Thema „Natur erleben“ wieder gut platzieren – fast schon zu gut.

Warum?
Auf unserem sechs Hektar großen Außengelände tummelten sich plötzlich ganz viele Besucherinnen und Besucher. Um den Wissensdurst dieser vielen Menschen zu befriedigen, konnten wir dank der flexiblen Unterstützung der Stiftung das Projekt „NaturGut Ranger“ starten. Dahinter verbergen sich Ranger, die Besucherinnen und Besucher aufklären, wie sie auf dem Gelände, aber auch generell zu Hause oder beim Spaziergang Natur erleben können. Das kommt sehr gut an, besonders die digitalen Informationen.

Was verbirgt sich denn dahinter?
Es gibt mittlerweile einige Smartphone-Apps, die das Naturerleben erleichtern. Die wenigsten kennen sie, zudem sind ältere Menschen manchmal nicht sehr affin im Umgang mit Apps. Deswegen haben wir vier YouTube-Clips entwickelt, in denen wir Apps und ihre Nutzung vorstellen. Ein weiteres Thema ist unser Padlet – unsere digitale Pinnwand. Hier haben wir für Kinder und Jugendliche viele Ideen eingebracht, wie sie für den Klimaschutz aktiv werden können. Wir bieten zudem fertig ausgearbeitete Unterrichtseinheiten an, die Lehrerinnen und Lehrer herunterladen können – sozusagen ein Komplettservice in Sachen Homeschooling.

Das hört sich so an, als hätte das NaturGut Ophoven von der Pandemie profitiert?
Leider nein, das Gegenteil ist der Fall. Wir konnten einige neue Zielgruppen erschließen, dafür sind große Teile unserer Einnahmen weggebrochen. Einen Teil generieren wir beispielsweise über pädagogische Erlebniskurse von Schulklassen. Ohne Schulklassen oder andere Veranstaltungen können wir kein Geld erwirtschaften. Als eines der größten Umweltbildungszentren in Nordrhein-Westfalen organisieren wir normalerweise 800 Kindergeburtstage und drei große Feste mit mehreren tausend Besucherinnen und Besuchern pro Jahr. Wir haben 25 festangestellte Mitarbeitende und uns unterstützen 80 bis 100 Honorarkräfte – die Honorarkräfte sind im Moment fast komplett ohne Arbeit. Da wir kein Wirtschaftsunternehmen sind, fallen wir als ideeller Betrieb durch sämtliche Raster der Corona-Hilfsprogramme.

Wie kann es weitergehen?
Das ist eine gute Frage, aber den Kopf in den Sand zu stecken, hilft auch nicht weiter. Die letzten Monate haben noch mal gezeigt, wie groß der Bedarf an Umweltbildung ist. Gerade jetzt, während der Corona-Krise, interessieren sich die Menschen wieder mehr für die Natur. Die Resonanz auf unsere Arbeit ist so riesig und unterstreicht, dass wir in NRW noch viele weitere Zentren in unserer Größenordnung bräuchten. Wir haben jetzt bei der Stadt Leverkusen für uns einen Rettungsschirm beantragt und hoffen darauf, dass sich vielleicht auch noch andere Mittel finden. Wichtig ist, wir dürfen den Optimismus nicht verlieren und nicht aufhören, die Zukunft weiterhin gemeinschaftlich zu gestalten. Mehr zum NaturGut Ophoven unter: www.naturgut-ophoven.de

Dieses Interview war Teil des Jahresberichts 2019 der Stiftung: Mehr zum Jahresbericht 2019

 

Corona und die Folgen

Die Corona-Pandemie stellt auch viele andere Förderprojekte vor große und völlig neue Herausforderungen. So ist die Durchführung von Events, Tagungen oder Seminaren nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Gerade jetzt ist bürgerschaftliches Engagement für Nachhaltigkeitsfragen besonders wichtig. Daher ist es der Stiftung ein Anliegen, bei der Durchführung und Beantragung von Förderprojekten so gut und flexibel wie möglich zu unterstützen. Berichten Sie uns von Ihren Erfahrungen und schreiben Sie an: Frank.Griesel@sue-nrw.de

Weitere Hinweise zum Umgang mit den Auswirkungen der Pandemie auf Projekte finden Sie unter www.sue-nrw.de/faq-corona

 

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