Straßentheater beleuchtet Folgen der Covid-19-Pandemie

Theater schluck & weg

Globale Gesundheit in der Krise

Straßentheater-Tournee beleuchtet die Folgen der Covid-19-Pandemie

14. September 2022 – Das Ziel einer global gerechten Gesundheitsversorgung ist in weitere Ferne gerückt als je zuvor. Das gilt nicht nur für den Zugang zu Impfstoffen und Medikamenten. Auch bei der Versorgung von Menschen mit HIV, Tuberkulose oder Malaria sind die Versorgungslücken gewachsen. Das Straßentheater Schluck & weg beleuchtet diese Gesundheitsproblematik mit einer verrückten Komödie.

Zwei Schwerverbrecher werden von der Kette gelassen, weil ihre Fußfesseln anderweitig benötigt werden. Nämlich zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie. Dass die beiden Kriminellen plötzlich frei sind, hat verheerende Konsequenzen. Denn sie verkörpern die gefährlichen Krankheiten HIV, Malaria und Tuberkulose. Ob es gelingen wird, ihrem tödlichen Treiben ein Ende zu bereiten?

Die schrägen Szenen und bitterbösen Pointen des Stücks basieren auf harten Fakten: Denn die Corona-Pandemie hat die weltweite Gesundheitsversorgung in vielen Bereichen dramatisch verschlechtert. Personal und finanzielle Ressourcen wurden vor allem zu Pandemiebeginn vielerorts für die Covid-Bekämpfung gebraucht. Einrichtungen verlagerten ihre Schwerpunkte und alle Energien konzentrierten sich auf die Prävention, Testung, Behandlung und Nachverfolgung von Corona-Fällen. Vor allem in armen Ländern waren die Folgen verheerend. Lockdown und Restriktionen erschwerten den Zugang zu Gesundheitsdiensten und nicht zuletzt die Angst vor einer Ansteckung hielt viele Patient:innen davon ab, eine Praxis oder Klinik aufzusuchen. Weil Lieferketten unterbrochen waren, wurden wichtige Medikamente knapp, aber auch Präventionsgüter wie Kondome.

Länderstudie zu den Folgen der Corona-Pandemie

Das Theaterstück von Schluck & weg basiert auf einer jüngst veröffentlichten Länderstudie der BUKO Pharma-Kampagne zu den Folgen der Corona-Pandemie in Südafrika, Peru, Ghana und Nordrhein-Westfalen. Sie zeigt gravierende Einschnitte in der Gesundheitsversorgung auf: Etwa im Bereich der Schwangerenvorsorge, beim Krebs-Screening, bei der Malaria- und Dengue-Kontrolle oder bei der Testung auf HIV und Tuberkulose (TB).

Mit Beginn der Pandemie kam die Malaria-Prävention weitgehend zum Erliegen. So konnten etwa in Ghana keine Moskitonetze mehr verteilt werden, weil die Schulen geschlossen waren und Aufklärungsprogramme ausgesetzt wurden. Die Tuberkulose-Bekämpfung kam in Südafrika ebenso wie in vielen anderen Ländern weitgehend zum Stillstand. Von den weltweit geschätzt zehn Millionen neuen Fällen jährlich blieben über vier Millionen unentdeckt. Das sind knapp eineinhalb Millionen mehr als noch 2019. Der schlechtere Zugang zu Diagnostik und Behandlung führte auch zu einer höheren Anzahl an Todesfällen. Erstmals seit 2005 ist die absolute Zahl der Sterbefälle durch TB 2020 wieder angestiegen und erreichte über 1,5 Millionen, weil reproduktive Gesundheitsdienste vielerorts über längere Zeiträume unterbrochen waren, gab es nicht zuletzt Millionen zusätzlicher ungewollter Schwangerschaften und unsicherer Abtreibungen. Starke Einschränkungen bei der Schwangerenvorsorge führten nicht allein in Peru zu mehr Komplikationen bei der Geburt. Auch weltweit nahm die Müttersterblichkeit signifikant zu.

Das Theaterstück vermittelt diese Informationen mit einer klaren politischen Botschaft: Gut ausgestattete öffentliche Gesundheitssysteme seien essenziell. Aber auch eine universelle Versorgung, die niemanden zurücklässt.

Schluck & weg wird von ehrenamtlichen Laiendarstellern getragen und ist ein Projekt der BUKO Pharma-Kampagne in Bielefeld. Finanziert wird die zehntägige Tournee von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen. Schluck & weg existiert seit fast 40 Jahren und informiert über globale Gesundheitsprobleme und ungesunde Pharmageschäfte. Das Straßentheater geht einmal im Jahr auf Tournee und besucht mit seiner rollenden Bühne öffentliche Plätze und Schulhöfe. Nach den 20-minütigen Auftritten stehen die ehrenamtlichen Akteure dem Publikum Rede und Antwort. Infomaterial zum Thema ist kostenlos erhältlich.

Stationen der Tournee 2022: Hamm 12.9., Hagen 13. und 15.9., Gevelsberg 14.9., Brühl 16.9., Aachen 17.9., Köln 19.9., Münster 20.9., Bad Oeynhausen 21.9.

Weitere Informationen

=> Auftrittsorte und -zeiten

=> Projekt: Folgen der Pandemie

=> Hintergrundinfos zum Stück (PDF)

=> Förderprojekt E-7025 Länderstudien: Die Auswirkungen von SARS-CoV-2 auf die Gesundheitsversorgung in Ghana, Südafrika und Peru

=> Förderprojekt E-7020 Die Auswirkungen von SARS-CoV-2 auf die Gesundheitsversorgung in Ghana und anderen Ländern des globalen Südens. Informations- und Bildungsarbeit in NRW

 

Corona zeigt: Die globale Gesundheitsversorgung ist in der Krise