Was wurde aus einem Hornissenprojekt?

Auge in Auge mit einer Hornissendrohne (Foto: Kottmann)

Was wurde aus dem Hornissenprojekt des NABU Oberberg?

„Sieben Hornissenstiche töten ein Pferd, drei einen Erwachsenen und zwei ein Kind“ – dieser jahrhundertealte Irrglaube hat einiges zum unverdient schlechten Ruf der Hornissen beigetragen. Unverdient deshalb, weil Hornissen zwar größer als Wespen oder Bienen sind, ihr Stich aber keineswegs gefährlicher ist. Sie sind zudem weit weniger aufdringlich als etwa die Gemeine Wespe und fliehen normalerweise bei Bedrohung. Nur wenn man sich ihrem Nest allzu hektisch nähert, gehen sie eventuell in den Verteidigungsmodus.

Grundsätzlich sind Hornissen also ausgesprochen friedfertig und meist mit sich selbst beschäftigt, vor allem mit der Nahrungssuche: So kann ein Volk – das sind rund 500 Tiere – pro Tag bis zu ein Pfund an Fliegen, Käfern, Mücken und sogar Wespen fressen. Viel zu tun für eine eher kurze Existenz: Die Lebenserwartung einer Arbeiterin beträgt drei bis vier Wochen, die einer Königin ein Jahr. Nur die begatteten Jungköniginnen überwintern einzeln in einem frostfreien Winterquartier.

Um uns Menschen über Hornissen und den richtigen Umgang mit ihnen aufzuklären, hat der NABU Oberberg 2009 ein von unserer Stiftung mit 3.233 Euro gefördertes Projekt durchgeführt. Im Rahmen einer eigens entwickelten kleinen Ausstellung wurden Mitmachaktionen zum Bau von Nisthilfen angeboten. Im Freilichtmuseum Lindlar wurden sechs Veranstaltungen durchgeführt sowie ein Schaunistkasten installiert. Ein Seminar zum Thema Umsiedlung, 177 Beratungen und 20 Umsiedlungen sowie ein informativer Flyer rundeten das Angebot des NABU Oberberg im Jahr 2009 ab. Der Schaunistkasten war bis vor kurzem in Lindlar zu sehen, jetzt leistet er gute Dienste beim Lehrbienenstand des Bienenzuchtvereins Bechen.

Die große Resonanz auf das Hornissenprojekt hat den NABU Oberberg mit seinem bereits 2007 gegründeten Arbeitskreis (AK) Hornissenschutz ermutigt, die Aufklärungsarbeit zu Hornissen, aber auch zu Wespen, Bienen und anderen Hautflüglern fortzusetzen. „Heute decken wir den gesamten Oberbergischen Kreis sowie einige Randbezirke des Rheinisch-Bergischen Kreises ab“, sagt Angelika Leistikow, Leiterin des AK Hornissenschutz.

Die Beratungen machen den größten Teil der Arbeit aus, die meisten Anfragen kämen aufgrund „von Ängsten, Unsicherheiten und Nichtwissen – deshalb ist unsere Aufklärungsarbeit so wichtig.“ Angelika Leistikow hat dafür durchaus Verständnis, schließlich standen ähnliche Gefühle Pate bei der Gründung des AK Hornissenschutz: „Diesen Arbeitskreis würde es nicht geben, wenn ich damals nicht so große Angst um meine Kinder wegen der Hummeln gehabt hätte, die in der Hauswand neben unserer Eingangstüre nisteten.“

In den meisten Fällen reicht die Beratung aus. So gab es 2015 bei 180 Beratungen nur elf Umsiedlungen, ein über die Jahre durchaus typisches Verhältnis. Je nach Witterung und Nahrungsangebot schwankt die Zahl der Hornissenbestände im Oberbergischen stark, und damit auch die Zahl der Anfragen – zwischen 35 im Jahr 2007 und 335 im Jahr 2011. Und wenn ein Volk tatsächlich einmal umgesiedelt werden muss, landet der Fall wegen der Umsiedlungsgenehmigung – Hornissen sind nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt – bei der unteren Landschaftsbehörde. „Und mit der arbeiten wir sehr gut zusammen“, erzählt Michael Gerhard, Vorstandsmitglied des NABU Oberberg. Er hält es mittlerweile für ausgeschlossen, „dass ein Insektenvernichter im Oberbergischen noch eine Hornissenumsiedlung oder Vernichtung ohne unseren Arbeitskreis oder gar ohne Genehmigung und damit illegal durchführt“.

Weitere Informationen unter www.nabu-oberberg.de (dort gibt es auch den Flyer zu Hornissen und anderen Hautflüglern) sowie in unserer Projektdatenbank unter U-3340