EU-Umfrage zum Schutz von Wäldern

EU startet Umfrage zum Schutz von Wäldern

Offizielle Bürgerbefragung der Europäische Kommission bis 10. Dezember online.

12.11.2020 – Nach Angaben der FAO sind die Landflächen der Erde zu 31 % mit Wäldern bedeckt. Jedoch entfallen auf sie etwa 80 % der terrestrischen Biodiversität. Zudem leisten sie einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels, spielen eine wesentliche Rolle in der nachhaltigen Bioökonomie, gewährleisten über 86 Millionen grüne Arbeitsplätze und bilden die Existenzgrundlage für viele Millionen Menschen. Die weltweite Entwaldung und Waldschädigung schreitet jedoch in alarmierendem Tempo weiter voran. Seit 1990 sind etwa 420 Millionen von insgesamt vier Milliarden Hektar Wald verloren gegangen. Davon entfallen 80 Millionen Hektar auf verloren gegangene Urwälder, die beim Schutz der Biodiversität eine zentrale Rolle einnehmen und als wichtige CO2-Senken fungieren.

Die EU ist durch den Konsum bestimmter landwirtschaftlicher, forstwirtschaftlicher und sonstiger Erzeugnisse mittelbar oder unmittelbar an der weltweiten Entwaldung und Waldschädigung beteiligt. So wurde von 1990 bis 2008 ein Drittel der weltweit gehandelten, mit der Entwaldung in Verbindung gebrachten Agrarerzeugnisse in der EU konsumiert; die EU war somit weltweit für 10 % der durch die Bereitstellung von Waren und Dienstleistungen bedingten Entwaldung verantwortlich.

Die vorhandenen EU-Maßnahmen, die zur Bekämpfung der Entwaldung beitragen können, sind lückenhaft. So wird mit dem FLEGT-Aktionsplan der EU beispielsweise der illegale Holzeinschlag angegangen und die Politikgestaltung im Forstsektor gestärkt, es wird aber nicht auf die durch andere Ursachen, etwa die Ausweitung der Landwirtschaft, verursachte Entwaldung eingegangen. Andererseits enthält die EU-Richtlinie zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen (Richtlinie 2018/2001) verbindliche Nachhaltigkeitskriterien und Kriterien für Treibhausgaseinsparungen, um die Nachhaltigkeit der in der EU verbrauchten Bioenergie zu gewährleisten.

Deshalb hat die EU-Kommission eine Befragung gestartet, um die Meinung der Bürgerinnen und Bürger über potenzielle legislative und nichtlegislative Maßnahmen einzuholen, die darauf ausgerichtet sind, den Beitrag der EU zu Entwaldung und Waldschädigung zu minimieren, indem die Nutzung von Erzeugnissen aus entwaldungsfreien Lieferketten in der EU gefördert wird.

 

Mehr zum Thema

=> Zur EU-Konsultation

=> Weitere Infos zur Konsultation bei Oro Verde

=> Interview des Deutschlandfunks mit Martina Schaub, Vorständin Oro Verde, über entwaldungsfreie Lieferketten

=> Auflistung der Förderprojekte der Stiftung zum Wald seit 01.01.2018

 

Hintergrund

Die Europäische Kommission erklärte 2019 ihre Absicht, ihre Maßnahmen gegen Entwaldung und Waldschädigung zu verstärken, und verpflichtete sich, Maßnahmen zur Reduzierung der ökologischen Auswirkungen des Konsums in der EU auf die Landflächen zu prüfen und die Nutzung von Erzeugnissen aus entwaldungsfreien Lieferketten in der EU zu fördern. Unlängst bestätigte die Europäische Kommission mit dem europäischen Grünen Deal, der EU-Biodiversitätsstrategie bis 2030 und der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“, dass sie entschlossen ist, 2021 Rechtsvorschriften und sonstige Maßnahmen vorzuschlagen, um das Inverkehrbringen in der EU von Erzeugnissen, die im Zusammenhang mit der Entwaldung und Waldschädigung stehen, zu verhindern oder auf ein Mindestmaß zu beschränken sowie Einfuhren und Wertschöpfungsketten von Erzeugnissen zu fördern, die aus umweltverträglicher Forstbewirtschaftung stammen.

Die Ergebnisse der Umfrage sollen in die Abschätzung der Folgen und in die Konzeption potenzieller legislativer und nichtlegislativer nachfrageseitiger Maßnahmen zur Bekämpfung von Entwaldung und Waldschädigung einfließen. Nachfrageseitige Maßnahmen berücksichtigen die Auswirkungen, die der Konsum von Waren in der EU auf die weltweite Entwaldung haben kann, und sind darauf ausgerichtet, die mit diesem Konsum einhergehenden Gefahren der Entwaldung und Waldschädigung zu reduzieren.